Pilkentafel-Premiere: Politik und Plauderei

Anton Bohde und Torsten Schütte sorgten für Action auf der Theaterbühne

Ein höflicher Empfang im Theaterraum, der im Retro-Chic der sechziger Jahre mit samtblauen Sesseln ausgestattet ist.

FLENSBURG | Die Theaterwerkstatt Pilkentafel und das Theater Triebwerk Hamburg luden am Donnerstagabend zur Premiere ein. Auf dem Spielplan stand das Stück „Ein Tag wird kommen….“ – eine Plauderei über die Utopien der Ingeborg Bachmann.

Höflich-devoter Empfang im Theaterraum, der im Retro-Chic der sechziger Jahre mit samtblauen Sesseln und einer gut bestückten Cocktailbar ausgestattet ist. Eine gepflegte Umgebung für eine berühmte Dichterin.Wer war Dr. Phil. Ingeborg Bachmann? Was wollte die Gruppe 47? Mit diesen einfachen Fragen des jungen Anton Bohde an die ältere Generation startete ein Abend mit Lesungen, Musik und Videoprojektionen rund um eine der talentiertesten Schriftstellerinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre vielschichtige Persönlichkeit im Ganzen zu erfassen, haben schon viele Literaturwissenschaftler mehr oder weniger erfolgreich versucht. So war es eine kluge Entscheidung der Regisseurin Elisabeth Bohde, die Textauswahl zu fokussieren auf Bachmanns meisterhafte Beschreibungen politisch bedingter Situationen der Nachkriegszeit und diese in Bezug zur Gegenwart zu setzen.Es gibt in dieser Aufführung wenige Momente des ruhigen Fallenlassens in die Texte: die klar formulierten Sätze der großen Denkerin werden durch ein stetiges Kommen und Gehen mit unterhaltsamen Werbeschildern und Konsumangeboten unterbrochen. Bachmann-Zitate auf Küchenschürzen und Shirts – literarische Appetizer als unmittelbare Anspielungen auf die Vermarktungsstrategien von Wirtschaftsunternehmen und Medienmacht.Bei aller Konzentration auf diese politischen Aspekte, gelingt es der Regisseurin und den Schauspielern auch, die Komplexität einer wandlungsfähigen Künstlerpersönlichkeit anzureißen. Bachmanns Ringen um eine neue Sprache überschritt, so Bohde, manches Mal die Grenze zum Pathos, was im dramatischen Rezitat in Verbindung mit elektronischen Cello-Klängen des Musikers Uwe Schade ausdrucksstark hervorgehoben wurde.

– Quelle: https://www.shz.de/21113942 ©2018